Rheinland-pfälzische Wirtschaft wächst um 9,6 Prozent

Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Nach dem coronabedingten Einbruch 2020 verzeichnete die rheinland-pfälzische Wirtschaft 2021 ein Rekordwachstum. „Preisbereinigt nahm das Bruttoinlandsprodukt nach vorläufigen Berechnungen um 9,6 Prozent zu“, verkündet Marcel Hürter, der Präsident des Statistischen Landesamtes. Der im Vergleich zu Deutschland (+2,9 %) stark überdurchschnittliche Anstieg ist allerdings zu einem beträchtlichen Teil auf einzelne Branchen zurückzuführen, die von der Entwicklung und Produktion eines Impfstoffes gegen das Coronavirus profitierten.

In jeweiligen Preisen lag die Wirtschaftsleistung 2021 bei 162 Milliarden Euro. Damit trug die rheinland-pfälzische Wirtschaft 4,5 Prozent zum deutschen Bruttoinlandsprodukt bei. Im Vergleich zu 2020 erhöhte sich das nominale Bruttoinlandsprodukt um fast 19 Milliarden Euro bzw. 13 Prozent.

Kräftige Wachstumsimpulse aus der Industrie
Die Industrie konnte sich von dem Einbruch im Jahr zuvor erholen. Die Wirtschaftsleistung des Verarbeitenden Gewerbes, das 23 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung erwirtschaftet, nahm preisbereinigt um mehr als zwölf Prozent zu. Der Zuwachs war damit wesentlich höher als im Bundesdurchschnitt (+4,7 %). Der Beitrag der Industrie zum Wachstum der rheinland-pfälzischen Wirtschaft belief sich auf 2,7 Prozentpunkte. „Großen Anteil an dieser positiven Entwicklung hatte die Pharmazeutische Industrie, deren Umsätze sich fast verdoppelten. Dies ist vor allem auf die derzeit starke Nachfrage nach Impfstoffen zurückzuführen“, erläutert Marcel Hürter. Die Pharmabranche war damit der Wachstumstreiber innerhalb der Industrie. Aber auch die Erlöse von zwei der drei umsatzstärksten Branchen, der Chemischen Industrie und des Maschinenbaus, legten kräftig zu und leisteten damit einen ordentlichen Beitrag zum Wachstum des Verarbeitenden Gewerbes.

Rekordwachstum in den Dienstleistungsbereichen
Der Dienstleistungssektor, der zwei Drittel der gesamten Wertschöpfung in Rheinland-Pfalz erwirtschaftet, verbuchte 2021 ein Rekordwachstum, das allerdings größtenteils auf eine einzige Branche zurückzuführen ist. Die preisbereinigte Wertschöpfung des tertiären Sektors legte um elf Prozent zu (Deutschland: +2,9 %). „Damit trugen die Dienstleistungen 7,2 Prozentpunkte zum gesamten Wirtschaftswachstum bei, also wesentlich mehr als die Industrie“, so Präsident Hürter.

Die Wirtschaftsleistung des Teilsektors „Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen“ nahm um 27 Prozent zu (D: +2,7 %). Dieser historische Zuwachs ist auf den Teilbereich „Unternehmensdienstleister“ (+79 %) und innerhalb dieses Teilbereichs auf den Bereich „Forschung und Entwicklung“ zurückzuführen, der 2021 hohe Einnahmen aus Lizenzen für Impfstoffe verbuchen konnte. Die Bruttowertschöpfung des Teilsektors „Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit“, der im Vorjahr am härtesten von der Corona-Krise getroffen wurde, stieg 2021 um 3,2 Prozent (D: +2,9 %). Auch der kleinste Teilsektor „Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ verzeichnete ein Wachstum. Mit einem preisbereinigten Plus von 1,7 Prozent war der Zuwachs aber wesentlich niedriger als im Bundesdurchschnitt (+3,1 %).

Wertschöpfung im Baugewerbe stagniert
Die Bruttowertschöpfung des Baugewerbes stagnierte 2021, nachdem sie im Jahr zuvor entgegen der allgemeinen Entwicklung noch kräftig gewachsen war. Mit einem leichten Minus von 0,1 Prozent entwickelte sich der Bereich aber besser als in Deutschland (-0,5 %). Auffällig ist der starke Preisanstieg im Baugewerbe: In jeweiligen Preisen nahm die Wertschöpfung um 8,1 Prozent zu. Zur Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft steuert das Baugewerbe im Vergleich der Wirtschaftsbereiche mit 6,2 Prozent nur einen geringen Teil bei.

Landwirtschaft mit leichtem Minus
Nach kräftigem Wachstum 2020 schrumpfte der Bereich „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ 2021. Die Bruttowertschöpfung des primären Sektors sank um 1,2 Prozent (D: -1,6 %). Wie im Baugewerbe gab es auch in der Land- und Forstwirtschaft enorme Preissteigerungen: In jeweiligen Preisen legte die Wertschöpfung um 14 Prozent zu (D: +15 %).

Erwerbstätigkeit unverändert
Trotz des kräftigen Wachstums der Wirtschaftsleistung blieb die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahr konstant. Im Jahresdurchschnitt arbeiteten 2,02 Millionen Erwerbstätige in Rheinland-Pfalz. Bundesweit blieb die Erwerbstätigenzahl ebenfalls unverändert. Die Beschäftigung konnte sich noch nicht von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholen, die 2020 zum ersten Rückgang der Erwerbstätigkeit in Rheinland-Pfalz seit 2009 geführt hatte. Im Jahr 2021 arbeiteten im Land 23.700 bzw. 1,2 Prozent weniger Menschen als 2019.

Im Gegensatz dazu stieg das Arbeitsvolumen, also die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen, 2021 um 1,5 Prozent auf knapp 2,67 Milliarden (D: +1,9 %). Dies ist insbesondere auf die im Vergleich zu 2020 sinkende Zahl der Kurzarbeitenden zurückzuführen. Je Erwerbstätigen wurden durchschnittlich 1.318 Stunden geleistet (+1,5 %); in Deutschland waren es mit 1.349 Stunden 31 Stunden mehr. Im Ländervergleich ist allerdings zu beachten, dass Rheinland-Pfalz den höchsten Anteil an marginal Beschäftigten aufweist. Auch die Teilzeitquote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt über dem Bundesdurchschnitt.

Arbeitsproduktivität steigt kräftig
Da das Arbeitsvolumen in Rheinland-Pfalz wesentlich schwächer stieg als das reale Bruttoinlandsprodukt, nahm die Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde, im Berichtsjahr beträchtlich zu, und zwar um acht Prozent (D: +0,9 %). Je Erwerbstätigenstunde wurden in Rheinland-Pfalz 2021 in jeweiligen Preisen 60,87 Euro erwirtschaftet. In Deutschland war das Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde um 1,96 Euro niedriger.

(Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz)