
Unternehmensinsolvenzen in Rheinland-Pfalz erneut gestiegen
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Rheinland-Pfalz ist im Jahr 2024 zum dritten Mal in Folge deutlich gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden im vergangenen Jahr 861 Insolvenzanträge gestellt – ein Anstieg um gut 15 Prozent gegenüber 2023 (747 Fälle). Bereits in den beiden vorangegangenen Jahren war eine Zunahme der Unternehmensinsolvenzen um 25 Prozent (2023 zu 2022) bzw. 17 Prozent (2022 zu 2021) verzeichnet worden. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen lag 2024 bei 3.109 und damit um elf Prozent höher als im Vorjahr.
Anstieg der Unternehmensinsolvenzen: Mehr gefährdete Arbeitsplätze, weniger Gläubigerforderungen
Durch die beantragten Unternehmensinsolvenzen gerieten im vergangenen Jahr 8.159 Arbeitsplätze in Gefahr – etwa 32 Prozent mehr als im Vorjahr. Bereits 2023 war ein Anstieg der durch Insolvenzen gefährdeten Arbeitsplätze um knapp 60 Prozent verzeichnet worden. Das Gesamtvolumen der voraussichtlichen Gläubigerforderungen verringerte sich um rund 16 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro. Zum Zeitpunkt der Insolvenzanträge beliefen sich die durchschnittlichen Schulden je betroffenem Unternehmen auf etwa 1,3 Millionen Euro.
Die meisten Insolvenzanträge wurden – wie in den Vorjahren – im Baugewerbe (192 Fälle) gestellt. Es folgten die Wirtschaftsbereiche „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ mit 128 Fällen sowie „Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ mit 101 Fällen. Einen deutlichen Rückgang um 43 Prozent auf 25 Insolvenzanträge gab es im Bereich „Sonstige persönliche Dienstleistungen“.
Die Insolvenzhäufigkeit, also die Zahl der Insolvenzen je 1.000 wirtschaftlich aktive Unternehmen, lag in den kreisfreien Städten mit 6,8 höher als in den Landkreisen mit 5,4. Den höchsten Wert verzeichnete die kreisfreie Stadt Pirmasens mit 11,2, während die kreisfreie Stadt Frankenthal und der Landkreis Alzey-Worms mit jeweils 3,0 die niedrigsten Werte aufwiesen.
Verbraucherinsolvenzen 2024: Deutlicher Anstieg und starke regionale Unterschiede
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen lag 2024 um elf Prozent über dem Vorjahreswert und etwa fünf Prozent über dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre. Die Höhe der voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger belief sich 2024 auf 157 Millionen Euro, was gut acht Prozent über dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre lag.
Die meisten Verbraucherinsolvenzen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden im Jahr 2024 – wie in den Vorjahren – in der kreisfreien Stadt Pirmasens mit 30,4 verzeichnet. Die wenigsten wurden im Landkreis Kusel mit 2,0 registriert. Der Niveauunterschied zwischen kreisfreien Städten und Landkreisen war bei den Verbraucherinsolvenzen stärker ausgeprägt als bei den Unternehmensinsolvenzen. In den kreisfreien Städten lag der Durchschnitt bei 10,7, in den Landkreisen bei 6,3.
Methodische Hinweise
Die monatliche Insolvenzstatistik gibt Auskunft über das Insolvenzgeschehen und dient als wichtiger konjunktureller Spätindikator. Grundlage der Erhebung sind die Meldungen der Amtsgerichte über beantragte Insolvenzverfahren. Beim zeitlichen Vergleich ist zu berücksichtigen, dass in den Jahren 2020 und 2021 Sonderregelungen galten.
So war während der Corona-Pandemie die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen bis zum 30. April 2021 unter bestimmten Voraussetzungen ausgesetzt. Für Unternehmen, deren Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung auf die Auswirkungen der Starkregenfälle oder des Hochwassers im Juli 2021 zurückzuführen war, galt eine Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis maximal zum 31. Januar 2022. Mit dem Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens sowie zur Anpassung pandemiebedingter Vorschriften im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins- und Stiftungsrecht sowie im Miet- und Pachtrecht vom 22. Dezember 2020 wurde die Möglichkeit einer Restschuldbefreiung auf drei Jahre verkürzt, nachdem zuvor eine Frist von sechs Jahren galt.
Die Originalmeldung inkl. Tabellen und Statistiken finden Sie hier: Deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen in 2024 . Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Quelle: Statistisches Landesamt, Autor: Daniel Friesenhahn (Referat Steuern, Verwaltungsstatistiken)